Mittwoch, 26. November 2008

Leuven - Eine kurze Geschichte der Zeit

Alles (in Leuven) begann wie im letzten Kapitel beschrieben schon vor 130.000 Jahren. Damals rannten nicht nur Mammuts durch Flandern sondern, was Ausgrabungen belegen, auch schon erste Menschen. Diese sind in der folgenden Zeit irgendwie immer hier geblieben (im Gegensatz zu den Mammuts).
Seit ca. 3000 Jahren existieren im Stadtgebiet verschiedene Siedlungen, Germanen, Römer, später wieder Germanen und schließendlich die Flandern. Die jeweiligen Herrscher wechselten recht oft, jedoch wuchs Leuven zusehends und wurde auch überregional wichtiger. Um 1200 n.Chr. war Leuven eine bedeutende Handelsstadt und berühmt für die flämische Wolle und die Stoffe.

Aus dieser Zeit stammen auch viele Gebäude und dank der sich ansiedelnden Mönche und Klöster, würde die Stadt um einige noch heute existierende Bauwerke bereichert.
Leider wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten Brüssel die Metropole der Region und stellte Leuven zusehends in den Schatten - was das Politische angeht.
Denn seit 1425 gibts es die Katholieke Universiteit Leuven, gestiftet durch Papst Martin V. (schöner Name). Die KU hat sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer internationalen Größe gemausert und ist heute eine der bekanntesten Universitäten Europas. Auf die Uni gehe ich in den nächsten Kapiteln einmal detailliert ein.

Die soziologische Bedeutung der Uni aber war und sind die hohen Studentenzahlen, verglichen mit der relativ kleinen Stadt. Das macht Leuven zu einer überaus jungen und lebendigen Stadt, die alte Bauwerke, neue Architektur und ein modernes Stadtbild (und Leben) sehr passend kombiniert.

Nachdem Leuven 1750 wie das ganze heutige Belgien und die Niederlande zu Österreich, später zu Frankreich und danach den Niederlanden gehörte, stagnierte die Stadt sowohl in Größe als auch in Einwohnerzahl.
Erst die belgische Revolution 1830 die in dem neuen belgischen Staat endete, schaffte eine Grundlage für weiteres Wachstum der Stadt. Im Anschluss bekam Leuven einen Eisenbahnanschluss sowie mehr Schiffsverkehr auf der Dijne und wuchs wieder stetig an. Das führte dazu, daß Leuven wieder Anschluss an Brüssel fand und langsam aber sicher eine der bedeutensten Städte in Belgien wurde.
Kleine Nebeneffekte wie Cholera- oder Typhusepidemien gehörten dann auch dazu.

Dieser Wachstum und die weiteren Stadtplanungen wurden 1914 jäh unterbunden, als der erste Weltkrieg ausbrach und Belgien dank den Schlieffen-Plans überrannt wurde. Klar - von Deutschen. Vier Jahre Krieg und die nahe Front ließen sie Stadt wiederum stagnieren, was aber nur halb so wild gewesen wäre, wenn nicht Gerüchte über feindliche Truppen in der Stadt direkt zu Beginn des Krieges die Runde gemacht hätten. Denn das verleitete die deutsche Führung dazu, nach nur 20 Kriegstagen die Stadt nach allen Regeln der Kriegskunst auseinander zu nehmen.
Die meisten Gebäude waren zerstört, fast 250 Bürger starben und viele der jahrhunderte alten Dokumente, wurden beim Brand in der Bibliothek gänzlich zerstört.
Diese Aktion wurde weltweit geächtet und die Reaktionen waren nicht grade liebkosend; man sprach von den deutschen Hunnen, Rape of Belgium und vielem mehr.

Nach Kriegsende wurde die Stadt wieder aufgebaut und auch die zerstörte Bibliothek wurde bis 1928 dank des US-Präsidenten Hoover wieder runderneuert...

... und zwar für ganze 12 Jahre, denn dann kamen die "Hunnen" wieder. Der zweite Weltkrieg führte 1940 zur Annektierung Belgiens an das deutsche Reich und im Mai des gleichen Jahres dürften viele der Bewohner so etwas wie ein Deja-vú Erlebnis gehabt haben: Deutsche Truppen besetzten die Stadt und lieferten sich ein Artilleriescharmützel mit britischen Truppen im Westen und wie sollte es anders sein, als erste wurde die neue Bibliothek in Grund und Boden geschossen.
Nach weiteren 4 Jahren voller Kriegswirren zogen die Deutschen ab und britische, sowie US-amerikanische Bomber gaben ihr Geleit dazu. Durch diese Luftangriffe wurde die Stadt erneut größtenteils zerstört und auch die ehemals erhaltene Kirche St-Pieter und das Rathaus bekamen ihren Teil ab.
Nach 1945 lag die Stadt in Asche, die alten Buchschätze waren endgültig zerstört (so auch die Gründungsurkunde der Universität durch Papts Martin) und der Neuaufbau dauerte Jahrzehnte.

Heute sieht man davon nicht mehr viel, die Fassaden sind fast alle renoviert und die neuen gebäude passen perfekt ins Stadtbild.
Im Gegensatz zu den deutschen Metropolen, haben es die Belgier allerdings fast perfekt geschafft, die alten Häuser, die Neubauten und die Renovierten Gebäude zu kombinieren, so daß man stets das Gefühl hat, man hat ausschließlich uralte Gemäuer um sich. Allerdings in perfektem Zustand.

Zu schade, daß es nicht so ist und kein Wunder, daß so manch älterer Flame die Nase rümpft wenn man fröhlich und stolz erzählt, man komme aus Deutschland.

Dienstag, 25. November 2008

Endlich zur Sache: Die Stadt Leuven

So so, nach langer (arbeitsbedingter) Abstinenz gibts heute wieder was zu lesen.
Da wir ja nunmehr wissen, was die Flandern so essen, trinken und was für Eigenarten sie mit sich führen, werde ich mich ab jetzt der Umgebung, speziell der Stadt Leuven widmen. Denn was ist ein Reiseführer ohne Reise Führung?

Also: Leuven ist nicht wirklich groß. Knappe 100.000 Einwohner verteilt auf gute 50km² Landschaft. Mehr nicht. Und bei den 50km² ist auch allerhand Wald, Kanal und Flur mitgerechnet. Der Stadtkern von Leuven ist nicht größer als 3km im Durchmesser und die ganzen Vororte sind touristisch nicht wirklich erste Adresse. Also konzentrieren wir uns auf die Innenstadt.

Leuven ist eine alte Stadt. Richtig alt, nämlich 130.000 Jahre oder älter. Seitdem wohnen hier mehr oder weniger dauerhaft Menschen. Woher der Name Leuven (Löwen im Deutschen, Lovain auf Französisch) kommt, weiß eigentlich niemand und daher gibts mehrere Erklärungen. Diejenige, welche man am öftesten hört ist, es handelt sich dabei um den Zusammanschluß der alten Wörter Lo (Wald) und Ven(n) (Sumpf). Passt schon irgendwie. Aber natürlich ist das auch die flämischste aller Varianten und dank der regionalen Zänkereien somit auch nicht ganz objektiv.

Trotz der relativ geringen Größe ist Leuven eine der wichtigsten und schönsten Städte in Belgien. Zum einen liegt Leuven gerade mal 19km östlich von Brüssel und somit direkt an einer europäischen Metropole. Zum anderen ist Leuven ein historisch bedeutende Stadt und war langezeit größer als eben Brüssel.
Noch heute kann man viel davon erkennen, wenn man durch die Stadt läuft und die Gebäude mal etwas genauer anschaut.

Sehr berühmt ist Leuven für die Universität, die KU Leuven (Katholieke Universiteit), eine der ältesten Unis in Europa. Was es damit auf sich hat, warum so viele schöne Gebäude hier rumstehen und warum man als Deutscher gerne mal dezent unfreundlich angeschaut wird, wenn es um die Geschichte der Stadt geht, das werde ich in den nächsten Kapiteln einmal näher beleuchten.

Montag, 3. November 2008

Die Bankkarte – Ein weiterer Liebling der Belgier

Dass der gemeine Belgier ein recht pragmatischer Geselle ist, habe ich ja bereits hinreichend erläutert.
Dies gilt in allen Bereichen des Lebens und somit auch wenn es um das tägliche Problem des Zahlens geht. Denn nichts machen Belgier lieber als ihr Geld mittels der Bankkarte auszugeben. „Nur Bares ist Wahres“ - dieser Satz ist anscheinend noch nicht bis hier hin vorgedrungen. Oder man hat ihn schlichtweg wieder vergessen.
Denn in Supermärkten, Kiosks, Tankstellen, in der Frittenbude Frituur und sonst überall wo man sein Geld loswerden kann, findet man Terminals zum bargeldlosen Zahlen.
Nun, denkt sich so manch einer vielleicht, dass ist ja auch in Deutschland nun wirklich nichts neues und da gebe ich ihm recht, aber: Hier geht ohne Karte manchmal gar nix.
Denn im Gegensatz zu Deutschland kann man hier manchmal gar nicht mit Bargeld zahlen. Manche SB-Tankstellen z.B., oder auch Supermärkte. Denn fast jeder Shop hat eine oder mehrere Karten-Kassen und wenn halt gerade nur diese Kasse besetzt ist: Pech gehabt.
Denn, und da kommt auf einmal doch der belgische Nationalismus raus, funktioniert das ganze nur mit belgischen Karten. Keine ausländischen Karten und keine Kreditkarten. Das muss dann schon extra angegeben sein. Und das ist es halt meistens nicht.
Und wenn man dann doch mal in den Genuss der Kartenzahlung kommt, dann wird man sich beim ersten Mal doch etwas wundern: Denn wenn man wie gewohnt der Dame (oder dem Herrn) hinter dem Tresen die Karte anbietet, bekommt man gerne ein freundliches (?) Lächeln und einen Kommentar wie „Mach selber, du hast doch auch zwei Hände.“. Oder einfach ein knappen „Da.“ mit gleichzeitigem Verweis auf das Terminal. Man lässt den/die Kassierer(rin) ja nun mal auch nicht in dem eigenen Portemonnaie wühlen. Recht haben sie da, die Belgier, wenn auch auf ihre etwas kauzige Art und Weise.