Im Anklang an den belgischen Charakter gestern, widme ich mich heute einmal einer großen Leidenschaft der Belgier: den Strips.
Um all die lechzenden Zungen meiner unterbefriedigden und meist männlichen Freunde in Aachen direkt wieder unter Kontrolle zu bringen, das sind leider keine Privattänzchen von blonden Schönheiten (obwohl es davon hier übderdurchschnittlich viele gibt), sondern schlichtweg Comics. Comicheftchen.
Belgier lieben ihre Comics. Genau wie ihr Bier, ihre Fritten und ihre Pralinen. Aber dazu komme ich in den nächsten Wochen, denn die Esskultur ist mehr als nur einen Donnerstagabendeintrag wert.
Zurück zu den Comics. Warum gerade in einem so kleinen Land diese, dem gemeinen Ausländer eher jungkindliche Form des Buches, so beliebt ist, weiß eigentlich keiner so recht. Die einen sagen, weil viele Comiczeichener Belgier sind, die anderen sagen, weil man mit Comics aufwächst, kommen auch so viele Autoren hier her. Fakt ist, Comics findet man überall und in allen Altersklassen.
In (fast) jedem Supermarkt gibt es eine eigene Comicabteilung. Irgendwo zwischen Hundefutter und Kasse. In Bücherläden sowieso und eigene Comicshops erst recht - aber die findet man ja auch schon in Deutschland und anderswo.
Korrekt ist, daß die mitunter bekanntesten Comics und ihre Autoren aus Belgien stammen: Morris (Lucky Luke), Hergé (Tim & Struppi), Peyo (Die Schlümpfe), J. Graton (Michel Vaillant) und viele mehr. Eine der bekanntesten Ausnahmen sind Goscinny und Uderzo (Asterix), die beide französischstämmig sind. Und deshalb auch weniger Beachtung hier finden.
Der ehemalige König Baudouin (1930-1993), so sagen viele, war ein großer Anhänger der Comickultur und soll weder abends sein Bett, noch seine Autos/Züge oder Flugzeuge auf Reisen ohne einen Comic betreten haben.
Teilweise wird die Comickultur fast wissenschaftlich angesehen. In Brüssel gibt es ein großes Comicmuseum mit lebensgroßen Figuren und Originalen und allem möglichen Zeugs, was mit den bunten Blättchen zu tun hat. Die Rakete aus Tim & Struppi sieht dabei recht imposant aus, hat mich aber nicht dazu einladen können, weiter als in die (kostenfreie) Vorhalle vorzutreten.
An diversen Universitäten ist Comic ein eigener Studiengang im Bereich Kunst. Was genau da erlernt wird werde ich noch rausfinden.
Viele vergleichen diese Art der Begeisterung mit dem japanischen Mangas. Natürlch, so dagen die Belgier, haben die japanisches Austauschstudenten (wovon es auch wieder eine ganze Menge gibt) das hier gesehen und exportiert. In dem Falle steh ich persönlich aber noch lieber auf sprechende, gelbe Kater, als auf in Leder gekleidete Schwertkämpfer mit bunten Energiefeldern um sich herum.
Ich werde in den kommenden Monaten mal versuchen in Erfahrung zu bringen, warum es ausgerechnet Comics sind. Fest steht, daß viele Autoren ihre Lebenserfahrungen und weltpolitische Ereignisse bzw. gesellschaftlichen Probleme darin verarbeiten. Zumindest sagen sie das und die Belgier glauben es. Da die meisten Leser eher Asterix kennen (und das sollte ich nicht allzu laut sagen) soll man z.B. "Der große Graben" als Geschichte rund um die Berliner Mauer/ Kalter Krieg sehen.
Aber zurück zu den belgischen Comics. Geht man durch verschiedene Altstädte hier, ganz besondern auffällig ist es aber in Brüssel, so sieht man immer wieder Hausmalereien von Comics. ganze Fassen sind vollgepinselt mit Motiven und teilweise richtigen Geschichten. Scheint die Gegenüber und Ordnungsämtler nicht zu stören. Womit wir wieder bei der deutschen Steifheit sind, denn wer mag sich ausmalen was passiert wenn man einfach mal seine Fassade mit dem Struwwelpeter vollkritzelt. Und am besten direkt gegenüber des Kölner Doms.
"Willst du Belgier verstehen, versteh unsere Comics" sagte mir heute ein Arbeitskollege. Gut, würd ich ja gerne, aber da haperts noch ein bißchen mit meinem Flämisch. Vom Französisch mal ganz zu schweigen.
Doch je mehr ich jedoch darüber nachdenke, desto mehr glaube ich hat er Recht. Einfach mal versuchen, gemütlich einen Comic zu lesen, die Lehren darin zu erkennen und zu ziehen. Mal sehen ob es mich dann packt, das Comicfieber. Vielleicht.
Mittwoch, 8. Oktober 2008
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