Montag, 6. Oktober 2008

Goedentag! ... oder doch Bonjour?

Diese Frage habe ich mir heute gestellt als mich innerhalb einer Minute zwei Personen ansprachen und das bringt mich auch dazu, heute mal etwas über das belgische Volk zu schreiben. Oder sollte ich sagen, die belgischen Völker?
Das ist nämlich so eine Sachen: Belgien ist nicht gleich Belgien, sondern da wären die Wallonen in der Wallonie (eher im Süden), die Flamen in Flandern (eher im Norden) und die deutschsprachen Belgier nahe der deutschen Grenze. Und die haben auch alle ihre eigene Sprache: Das Französische in der Wallonie, das Flämische in Flandern und das Deutsche.
Um das Deutsche mache ich mir grade weniger Sorgen, obwohl ich das vielleicht auch mal sollte. Französisch habe ich dem Hörensagen nach mal in der Schule gelernt und somit brösel ich mir da tagtäglich irgendwas zusammen, was sogar verständlich ist. Und dann wäre da noch das Flämische, ein Dialekt des Niederländischen. Das darf man aber natürlich nicht so darstellen. Es ist eine eigene Sprache. Sagen die Flamen. Denn die Niederlande sind hier soweit weg wie Tahiti - es interessiert einfach nicht.
Nicht nur die Sprachen sind dementsprechend gegliedert, nein auch der belgische Nationalismus (der wohlgemerkt sehr stark ausgeprägt ist) ist eher ein Regionalismus. Denn seit der Gründung Belgiens anno 1830 besteht der belgische Staat fast ausschließlich aus einem großen Gerangel um Brüderlichkeit, Einheit und gegenseitigem Beschuldigen. Getreu dem nationalem Motto "Einigkeit macht stark". Es hat also scheinbar Gründe das Belgien sämtliche sportlichen und politischen Großereignisse verschläft oder teilnahmsschwach vorrüber gehen lässt.
Und so ist auch im Jahr 2008, im Zeitalter der Globalisierung und EU noch nicht sicher, daß Belgien nicht auf kurz oder lang zerfällt wie Michael Jackson. Das versucht jede Regierung (z.Zt. der Herr Leterme) zu verhinden und genau deshalb scheitern sie auch reihenweise. Einzig König Albert II., so sagen die Belgier, sei es zu verdanken daß es unseren kleinen Nachbarstaat noch gibt.
Die Hauptstadt Brüssel liegt stolze 19km von Leuven entfernt, allerdings liegt genau dazwischen auch - wie man schon ahnt - die regionale Grenze. Und so ist es manchmal nicht so einfach einen Gesprächspartner in seiner Muttersprache anzusprechen. Die meisten Belgier sprechen 2 Sprachen und fast alle beherrschen das Englische, aber wenn man nicht die Muttersprache erwischt, dann sind die Leute ganz gern schonmal etwas pikiert. Das muss man dann erstmal wieder ausbügeln, um der Person näher kommen zu können. Wenn man das denn will, denn ich muss zugeben, ein gewisser Spaßfaktor ist schon dabei zu sehen, wie man pikiert über so eine alberne Kleinigkeit sein kann.
Über das Wesen der Belgier, was erstaunlicherweise im ganzen Land recht ähnlich ist, werde ich mich in naher Zukunft auslassen, nur soviel jetzt: Hat man die Kurve bekommen und hat man es geschafft den Gegenüber zu überzeugen, daß es entweder ein Versehen war oder daß man nur mal testen wollte, ob er die Feindspache noch spricht (ein Augenzwinkern ist dabei nichtmal nötig), dann geht das Gespräch auch gerne mal drei- oder sogar viersprachig gemischt weiter. Mann muss halt nur die Fronten klären.
Und aus diesem Grund werde ich mich die nächste Zeit weiterhin fleißig um mein
Niederländisch Flämisch kümmern um den gemeinen Belgier weiterhin ungestört in seinem natürlichen Umfeld zu beobachten. Und mein Französisch ist danach dran. Nur um die regionalen Fronten mal zu klären.
Ein fröhliches 'tot ziens' aus Leuven!

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